Gesundheitstracker Update

May 21, 2021
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BRAINWAVE INSIGHTS

Quelle: Eigene Darstellung

Google ist weiter auf dem Vormarsch im Wearable-Markt

Nachdem Google im Januar 2021 die USD 2,1 Mrd. schwere Übernahme des Smart-Watch-Herstellers Fitbit abgeschlossen hat, überrascht der Tech-Gigant nun mit der Ankündigung ihr Betriebssystem für Wearables mit dem von Samsung zusammenlegen. Der Zusammenschluss bedeutet anscheinend das Ende für Samsung's eigenes Betriebssystem "Tizen". Neben den Samsung Smart-Watches wird das Google Betriebssystem "Wear OS" auch auf den Trackern von Fitbit laufen.

Damit stärkt Google weiter seine Position im sogenannten Wearables-Markt und versucht sich ein weiteres Stück des Kuchens zu holen, der jährlich stark wächst. Nach einer Analyse von Gartner ist der globale Umsatz mit Wearables von USD 46 Mrd. in 2019, auf über USD 68 Mrd. in 2020 gestiegen. Knapp ein Drittel (31,5%) machen dabei Smart-Watches aus. Aber auch andere Wearables, wie intelligente Kleidung, Ringe oder Ohrstecker, sind auf dem Vormarsch. Anfang des Monats hat Oura stolze USD 100 Mio. Risikokapital in einer Series C-Runde für weitere Forschung an ihrem Schlaftracking-Ring gesammelt.

Alltagsbegleiter sind nicht gleich medizinische Produkte

Der Funktionsumfang im vermeintlich medizinischen Bereich der führenden Wearables erweitert sich im Quartals- bis Halbjahrestakt. Im Herbst haben wir bereits darüber berichtet, wie Withings ihre EKG-Funktion einführte und Amazon ihr stimmanalysierendes Halo-Armband launchte. Fitbit fokussiert sich mit dem Launch der "Fibit Luxe" stärker auf Stressbewältigung und Entspannung. Die Tech-Giganten können mit ihren Lösungen die breite Masse erreichen und setzen auf Usability und Convenience. Damit sprechen sie vor allem die junge digital-hungrige Kundengruppe an.

Doch so sehr, wie die Verbreitung von Digital Health Services über die Tech-Giganten uns begeistert, haben wir im Austausch mit Industrie-Experten und Ärzten gelernt, dass dieses Thema differenziert betrachtet werden muss. Die Apple-Watch und der Oura Ring sind spannende Quantified-Self-Tracker und gut geeignet für gesunde Menschen, die einen detaillierteren Einblick in ihren Gesundheitszustand haben wollen. Jedoch sind diese Alltagsbegleiter heute noch nicht in der Lage eine durchgehende und exakte Messung durchzuführen: zum Beispiel ist der neue Trend der Blutsauerstoffmessung nur mit einer Lichtquelle möglich, welche die Adern eng anliegend durchleuchtet. Die Apple-Watch hat dieses Feature bereits eingeführt, jedoch ist eine solche Messung am Handgelenk maximal ungeeignet, weil die Uhr verrutscht und so keineswegs akkurat oder durchgängig messen kann. Viele Schlaftracker messen auch nicht regelmäßig genug, d.h. jede Sekunde oder öfter, und nicht dauerhaft genug, d.h. über die ganze Nacht. Für junge Menschen, die keine bis wenig gesundheitliche Probleme haben, ist dies nicht weiter wichtig, möchte eine Kund:in jedoch Abnormalitäten tracken, dann ist eine Messung pro Minute oder nur für 4 Stunden in der Nacht nicht aufschlussreich.

Daher sind die gängigen Gesundheitstracker heute noch keine sinnvolle Lösung für Risikopatient:innen oder Erkrankte, um ihre Gesundheit zu monitoren. Andererseits gibt es aber auch wenig innovative, alltagstaugliche Medizinprodukte. Warum das so ist und warum die Tracker im medizinischen Kontext so häufig versagen, bespreche ich mit dem Experten Jens Speil von Porta-Medical in meinem Podcast "Digitaler Puls" (siehe Pick of the Week).

Fazit: Die Gesundheitstracker der großen Tech-Firmen kreieren einen regelrechten Hype, um Digital Health Dienstleitungen und befähigen Kund:innen sich proaktiv mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen. Diesen Trend begrüßen wir sehr! Doch muss auch klar sein, dass eine Apple-Watch heute kein Vorhofflimmern oder einen Schlaganfall frühzeitig erkennt. Erkrankte, Ärzte und die Forschung haben tiefgreifende Ansprüche an Wearables und diese werden höchstens von Medizinprodukten erfüllt. Doch ein Medizinproduktehersteller hat wiederum nicht den Kundenzugang wie ein Apple. Wir geben die Hoffnung jedoch nicht so schnell auf und hoffen, dass sich die Bereiche über den technologischen Fortschritt immer mehr annähern werden. Vielleicht eine tolle Möglichkeit für noch ungesehene Kooperationen?!

REGULARIEN

Die elektronische Patientenakte (ePA) braucht ein Praxis-Zukunftsgesetz
Leiter des Health Innovation Hub, Jörg Debatin, spricht über die ePA und die Digitalisierung des Deutschen Gesundheitswesens. Die ePA wird zukünftig die „Arzt-Patienten-Interaktionen sicherer, effizienter und bequemer“ sowie „longitudinale Betrachtungen möglich“ machen. Probleme stellen die Anpassungen der teilweise sehr veralteten Praxisverwaltungssysteme in den Arztpraxen dar. Zur weiteren innovativen Gestaltung und Beschleunigung der Digitalisierung wäre eine Finanzierung für Arztpraxen, ähnlich zum KHZG, wünschenswert. Mehr

Die Einführung des digitalen Impfpasses ist noch problematisch
Im Juni soll der digitale Nachweis für die SARS-CoV-2 Impfung eingeführt werden, jedoch bestehen noch einige Hürden und Unsicherheiten. Zum Beispiel ist bisher unklar, wie der digitale Impfnachweis und die angekündigte CovPass-App innerhalb der Hausarztpraxen angebunden werden sollen. Weiterhin ist das grundlegende Gesetz zur Datenübertragung und zum Zertifikatsnachweis noch nicht ausgereift. Außerdem muss noch geklärt werden, ob Geimpfte auf weitere Tests verzichten können oder weitere Quarantäneauflagen und Tests nötig sind. Mehr

PICK OF THE WEEK

In einer neuen Folge des Podcasts „Digitaler Puls“ spricht unsere Digital Health Expertin Luisa Wasilewski mit Jens Speil, Gründer von Porta Medical, über die Potenziale von Gesundheitstrackern.

Porta Medical hat erst vor kurzem einen Ring auf den Markt gebracht, der den Schlaf von Nutzer:innen überwacht indem z.B. Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Temperatur kontinuierlich (mehrfach pro Sekunde) gemessen werden. Diese Daten können Aufschluss über mögliche Schlafprobleme und auch Störfaktoren geben. Auf dem Markt gibt es zahlreiche verschiedene Wearables, wie soll man sich also entscheiden? Es ist definitiv noch nicht alles perfekt. Jens Speil erläutert u.a. warum viele Wearables klinisch und wissenschaftlich noch nicht einsetzbar sind und welchen Einfluss die gesundheitliche Mentalität in Europa auf solche Produkte hat.

Happy Listening!

quelle: Digitaler Puls Podcast


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