Die Angst der Apotheken

Dec 2, 2020
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BRAINWAVE INSIGHTS

Die Angst der Apotheken 

Die letzten zwei Wochen waren hart für die stationären Apotheken: erst vergibt die Bundesregierung die Entwicklung des eRezeptes an IBM und einer Tochterfirma der DocMorris-Mutter "Zur Rose" und dann steigt Amazon in den verschreibungspflichtigen Arzneimittelmarkt ein. Im Folgenden geben wir Euch den Überblick was hier gerade passiert:

Der Deal um das eRezept 

Ab Mitte 2021 soll das eRezept schrittweise eingeführt werden und ab 2022 sollen alle Rezepte - rd. 1 Milliarde pro Jahr - über die TI abrufbar sein. Eine herausfordernde Aufgabe, welche die gematik über längere Zeit ausgeschrieben hat. Die Gewinner der Ausschreibung sind ein Konsortium  aus 5 Firmen, welches vom amerikanischen IT-Giganten IBM angeführt wird. Unter diesen Firmen ist auch die eHealth-Tech - ein Schweizer Unternehmen, welches unter das Dach der "Zur Rose Gruppe" gehört. Das deutsche Mitstreiter-Konsortium, bestehend aus Noventi und Arvato, ging leer aus. Hier gab es gleich mehrfach Kritik aus dem Markt. Zum einen wurde kritisiert, dass der Auftrag an kein deutsches Unternehmen ging. Zum anderen werden Interessenskonflikte durch die Beteiligung der DocMorris-Mutter Zur Rose befürchtet. Die gematik steht jedoch hinter ihrer Entscheidung und wählte die Anbieter aus mit der schnellsten Umsetzungsgeschwindigkeit, dem besten Preisverhältnis und bereits bestehenden Erfahrungen im Apothekenmarkt.

Apotheken zittern wegen Amazon Pharmacy

In den USA ist Amazon mit ihrer Online-Apotheken-Plattform "Amazon Pharmacy" nun in das Rx-Geschäft eingestiegen. Prime-Mitglieder sollen bis zu 80% Preisnachlass auf Generika und bis zu 40% Nachlass auf Originalpräparate erhalten. Digitale Services und Komfort stehen bei Amazon im Mittelpunkt, daher werden die Rezepte natürlich vom Arzt digital an das Portal übermittelt. Ein weiterer (absehbarer) Vorstoß des Tech-Giganten im amerikanischen Gesundheitsmarkt. Die Apotheker sind besorgt und wir sagen zu Recht: Umfragen ergeben, dass 60% der Befragten bei "Amazon Pharmacy" OTC-Produkte und fast 50% rezeptpflichtige Medikamente bestellen würden. Zudem soll Amazon die Marke wohl auch schon in Deutschland angemeldet haben. Noch sind die rechtlichen und infrastrukturellen Hürden für Amazon zu groß - aber das wird sich mittelfristig ändern.

Fazit: Wir sehen, dass viele verschiedene Player sich im Apothekenmarkt um das digitale Marktpotenzial bemühen. Ob das die "Zur Rose Gruppe", mit ihrem umfassenden Plattformansatz ist, oder die stationären Apotheken, die selbst über Plattformen immer mehr "Click & Collect"-Services anbieten. Die Einführung des eRezepts wird diesen Markt jedenfalls einen Turboantrieb geben. Denn sobald das Rezept digital verfügbar ist, wird der Patient (Kunde) dieses an den Service-Anbieter seiner Wahl weiterleiten. Hier werden dann viele Anbieter hungrig bereitstehen - auch ein Amazon. In anderen Worten: Sobald die Infrastruktur steht, werden (wie beim online Shopping) die klassischen E-Commerce Erfolgsfaktoren wichtig. Doch wir glauben nicht, dass die stationären Apotheken bald aussterben werden. Höchstwahrscheinlich wird sich ein Mix aus puren Digital-Playern und gut vernetzten lokalen Apotheken etablieren. Eine spannende und kritische Zeit für den stationären Markt!

REGULARIEN

Förderrichtlinien zum Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) veröffenlicht

Ziel des KHZG ist es, die Modernisierung der Krankenhäuser voranzutreiben. Das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) hat nun konkretisierende Förderrichtlinien zum KHZG veröffentlicht. Es gibt Krankenhäusern Auskunft darüber, welche Kriterien sie erfüllen müssen, um Geld aus dem Krankenhauszukunftsfond für ihre Vorhaben erhalten zu können. Anträge können bis zum 31. Dezember 2021 beim BAS gestellt werden. Mehr

Neu gegründete Genossenschaft Digital Health Transformation (DHT) unterstützt teilnehmende Krankenhäuser bei der Digitalisierung

Um die Digitalisierung mit der richtigen Strategie zu begegnen ist die Idee entstanden, sich dieser Herausforderung trägerübergreifend zu stellen. Ziel der neuen Gesellschaft ist es durch Bündelung der verfügbaren Ressourcen und des vorhandenen Wissens sinnvolle Einsatzfelder für digitale Innovationen zu identifizieren und gemeinsam mit ausgewählten nationalen und internationalen Partnern aus Industrie und Wissenschaft umzusetzen. Besonders wird die Zusammenarbeit mit Innovationen entlang der klinischen Wertschöpfungskette angestrebt, die das Potential haben die Qualität und Effizienz der Versorgung zu verbessern. Mehr

BMG will Praxis-Portal bauen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat mit seinem Nationalen Gesundheitsportal viel Kritik auf sich gezogen. Laut dem Referentenentwurf des Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungsgesetzes (DVPMG) soll die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) verpflichtet werden, Informationen zum Aufbau eines Arztportals bereitzustellen. Das ähnelt sehr dem Geschäftsmodell von Unternehmen wie Jameda oder Doctolib. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) beklagt unter anderem eine staatliche Ungleichbehandlung. Mehr

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) will im März Digitalstrategie vorschlagen

Ein Sondergutachten zur Digitalisierung im Gesundheitswesen soll im März 2021 an Bundesgesund­heitsminister Jens Spahn (CDU) übergeben werden. Die Sachverständigen wollen darin eine Digitalstrategie für das Gesundheitswesen vor­schlagen und sich mit der ePA, den Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), sowie der Nutzung von Forschungsdaten beschäftigen. Mehr

PICK OF THE WEEK 

"Digitaler Puls" ist da! Ein Buch über die Digitalisierung und den Umbruch im deutschen Gesundheitsmarkt

Unsere Digital Health Expertin Luisa Wasilewski feiert die Veröffentlichung ihres Buches "Digitaler Puls: Warum der Gesundheitsmarkt jetzt digital handeln muss!", welches sie zusammen mit dem Experten für Digitalstrategien und Plattformökonomie Nils Seebach geschrieben hat.

"Digitaler Puls" analysiert erstmals ganzheitlich das deutsche Gesundheitssystem und die aufkommenden Veränderungen der Digitalisierung. Im Mittelpunkt steht der Wandel vom Patient zum Gesundheitskunden. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die letzten 20 Jahre Digitalisierungsgeschichte des Gesundheitsmarktes und gibt einen umfassenden Einblick in den heutigen Status Quo. Abschließend wird diskutiert, wie und ob sich eine Plattformökonomie, ähnlich zum E-Commerce, auch im Gesundheitswesen durchsetzen wird und wer die relevanten Player sein könnten.

Wir haben Dein Interesse geweckt? Hier erfährst Du mehr zum Buch. Viel Spaß beim lesen!

Die Autoren: Nils Seebach und Luisa Wasilewski
Den gesamten Newsletter mit Pressschau und einem Überblick der Finanzierungsrunden im Digital Health Startup Markt findest Du hier 
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